Das soziale oder interpersonale Paradigma

Das soziale, interpersonale Paradigma, auf welches sich der Imago Ansatz bezieht, unterscheidet sich vom individuellen und kollektiven Paradigma.

Das individuelle Paradigma ist uns vertraut, seit Freud das Intrapsychische hervorhob. In dieser Auffassung geht es in erster Linie um die persönliche Autonomie und um das Bedürfnis, als eigenständige Person wahrgenommen zu werden. ("Wer bin ich gegenüber den Anderen?") In einer Konfliktsituation werden die Beziehungspartner aufgefordert, an sich selbst zu arbeiten, in der Hoffnung, dass sich ein harmonisches Gleichgewicht in der Beziehung einstellt. Das Individuum steht im Mittelpunkt.

Das kollektive Paradigma ist genau entgegengesetzt. Die Gruppe steht im Mittelpunkt, ist das Auffanggefäß und der letzte Zufluchtsort. Es geht vor allem um Gruppenzugehörigkeit, um konformes Verhalten. In einer Konfliktsituation wird die Lösung mittels Gruppennormen herbeigeführt und der Kommunikationsstil sorgt für eine geregelte Diskussion.

Das soziale, interpersonale Paradigma, von Imago absolut bevorzugt ,wird oftmals völlig vergessen. Hier steht nicht mehr das Individuum oder das Kollektiv im Mittelpunkt, sondern die Beziehung, das zwischen der Zwischenmenschlichkeit. Es ist "der Zwischen-Raum" wie der Philosoph Martin Buber speziell hervorhebt, der den zentralen Kern bildet. Nicht mehr die Individuen, oder die Gruppe sind das Auffanggefäß, sondern die Beziehung selbst wird zum Ort kreativer Intersubjektivität. Alles ist darin in Bewegung, in einer Schwingung zwischen den Polen, die weder reduziert wird auf den einen oder anderen Pol, noch werden diese einfach nebeneinander gestellt. Der reaktive Monolog oder der normierte Diskurs, weicht einem gewollten Dialog.

Gemäss dem interpersonalen Paradigma liegt "Er(lösung)" nicht mehr in der Autonomie oder Gruppenzugehörigkeit, sondern in der Beziehung. Die Forderung geht dahin, nicht mehr um jeden Preis auf seiner Individualität zu beharren, noch sich konform zu verhalten, sondern es geht darum, in Beziehung zu stehen. Hat man diese Perspektive eingenommen, so wird es offensichtlich, dass man in der Beziehung geboren wurde, in der Beziehung verletzt wurde und dass man in der Beziehung geheilt wird.


Der Imago Ansatz basiert fest auf dem interpersonalen Paradigma. Der "Zwischen-Raum" wird positiv als Treffpunkt, als Ort der Heilung und des Wachstums angegangen. Dies ist der Ort, wo jede therapeutische oder unterstützende Praxis verankert ist und dies zahlt sich aus.